Der Besuch aus Hildesheim und unsere Zukunft

Am Beginn des Abends stand ein spiritueller Impuls in Form der gemeinsamen Lektüre eines Bibeltextes (Speisung der Fünftausend). Darauf konnte man reagieren durch die Wiederholung einzelner Worte oder Satzteile, eventuell sogar mit einem eigenen Kurzkommentar - vergleichbar mit dem BibelTeilen.

Danach wurden die Anwesenden von Frau Christiane Müßig eingeladen in Kleingruppen Stichwor-te zu folgenden Fragen in Bezug auf die konkrete Situation in St. Johannes zusammenzutragen:

Was sind spürbare Veränderungen vor Ort, was sind verheißungsvolle Entwicklungen, was bereitet uns Sorgen, welche Fragen sind noch offen?

Als spürbare Veränderungen wurden vor allem die Altersstruktur und der Mangel an Jugend genannt, aber auch der Priestermangel und die damit verbundenen Einschränkungen hinsichtlich Seelsorge und Messen in Filialkirchen.

Bei den verheißungsvollen Entwicklungen standen an erster Stelle die ökumenische Offenheit der Gemeinde und auch die vielfältigen Aktivitäten innerhalb der Gemeinde trotz der gegebenen Altersstruktur. Das Engagement der Ehrenamtlichen und die gute Zusammenarbeit mit der Caritas waren ebenfalls wichtige Punkte.

Sorgen bereitet natürlich der fehlende Nachwuchs sowie die Belastung der Priester und die damit verbundene Einschränkung der Seelsorge. Genannt wurde aber auch der Wunsch nach einer besseren Koordination der Aktivitäten. Bei den offenen Fragen ging es um neue Formen und Räume des Gottesdienstes (mit Seelsorgerinnen?). Gefragt wurde aber auch, wie junge Leute interessiert werden und wie Arme, Arbeitslose und psychisch Kranke in den Fokus gerückt werden können.

Dem Sammeln und Ordnen der Beiträge folgte dann ein computerunterstütztes Kurzreferat von Dr. Christian Hennecke, in dem er die Haltung des Bistums in der gegenwärtigen Situation skizzierte:

Wir leben in einer Zeit des kirchlichen Wandels. Während man früher mehr oder minder ungefragt Mitglied der Kirche wurde, so ist es heute eine Sache der persönlichen Entscheidung geworden. Es gilt zu entdecken, dass sich Glaube und Kirche auch außerhalb der (liturgischen) Sonntagsvormit-tagsgemeinde ereignen. Wahrnehmbar werden die Veränderungen unter anderem in den Bereichen: Immobilien, Personal und Ehrenamtliche. Hier ist die Kirchenleitung herausgefordert, neu und anders zu denken und zu handeln.

Die kirchliche „Landschaft“ wird vielfältiger. Und zwar sowohl in ihren Organisationsformen (bisherige Gremien wie PGR und KV, Lokale Leitungsteams …) als auch in örtlicher Hinsicht (Pfarrkirchen, Gemeinden, Segensorte ...). Die Herausforderung für den Glauben ist es nun, darauf zu vertrauen, dass Gott hier und heute am Handeln ist.

Und die Frage an uns ist: Worin besteht unsere Sendung, in unserer Zeit und unserer Umgebung?

  • Wir werden ermutigt, unseren Glauben in einer neuen (Kirchen-)Gestalt zu leben, nämlich in unseren täglichen (aber eben deshalb relevanten) Beziehungen.
  • Wir werden ermutigt, uns sowohl vom Wort des Lebens (Evangelium), als auch vom Brot des Lebens (Eucharistie) nähren zu lassen.
  • Wir werden ermutigt, künftig Teams gemeinsamer Verantwortung zu bilden und in diesen Leitungsverantwortung zu übernehmen.

Der Dienst der Hauptamtlichen wird bestehen aus dem Ermöglichen (also Begleiten, Fördern, Weiterbilden), dem Vertiefen der göttlichen Dimension, dem Zusammenhalt (untereinander und mit der Gesamtkirche) und der Ausrichtung auf die gemeinsame Zukunft hin.

Bei der anschließenden Diskussion wurde vom Referenten hervorgehoben, dass es wichtig sei, nach vorn zu schauen. Nicht der Rückblick auf Vergangenes schafft Neues, sondern das offene Auge für das, was bereits im Kommen ist. Neue Wege verlangen allerdings Vertrauen, d. h. die Kirchen-entwicklung bedarf einer guten Beziehung zwischen Hildesheim und der Kirche vor Ort. Kritisiert wurde, dass diese Beziehung in der Vergangenheit nicht immer positiv war.

Ganz deutlich wurde zum Abschluss in der Diskussionsrunde der Wunsch genannt nach einer neutralen, d.h. von außen kommenden Organisation und Leitung für die Gestaltung des gemeinsamen Zieles.

Fazit: Wir als aktive und lebendige Gemeinde brauchen Visionen, Leitbilder für den gemeinsamen Weg, und eine Plattform, auf der dies zum Nutzen aller verhandelt werden kann.

Einigkeit herrschte wohl auch darüber, dass die Gespräche für alle Beteiligten ein Gewinn waren, und zwar im Hinblick auf die Thematik des Abends ebenso wie im Hinblick auf die große Offenheit in der Diskussion.

Jutta Muschard/Eva-M. Goerke